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Lärm macht krank

Lärm gehört zu den häufigsten Ursachen für einen frühzeitigen Hörverlust. Wer sich lange und intensiv einer hohen Lärmbelastung aussetzt, riskiert, dass sein Gehör schon in jungen Jahren dauerhaft Schaden nimmt. Zum Tag gegen den Lärm am 27. April 2022 haben wir ein paar Tipps für Sie.

Ob Telefonklingeln, Lieblingsmusik oder Martinshorn. Nur mit Hilfe unseres Hörvermögens können wir unsere Umgebung tagtäglich wahrnehmen und uns orientieren. Wir lauschen beispielsweise Diskussionen und zahlreichen akustischen Informationen. Doch unser Gehör ist gefährdet. Die Umwelt in der wir leben ist nicht mehr still, sondern wird zunehmen lauter. Straßenverkehr, Flug-, Gewerbe- und Nachbarschaftslärm – nahezu rund um die Uhr prasseln Reize auf unser Gehör ein.

Was ist eigentlich Lärm?

Lärm ist ein unerwünschter, unangenehmer oder schädlicher Schall. Die physikalische Größe Schall ist messbar. Lärm hingegen ist eine stark individuelle Größe. Dabei spielt die Empfindlichkeit, sowie die innere Einschätzung verschiedener Geräusche eine wichtige Rolle. Die Schmerzgrenze unseres Hörsinns liegt bei 120 Dezibel. Fluglärm überschreitet diese Grenze mit bis zu 130 Dezibel schon. Einer solchen Belastung sollte man sich nach Möglichkeit nicht aussetzen. Aber auch geringere Geräuschpegel können problematisch sein. Beispielsweise wirkt sich permanenter Straßenlärm mit 80 Dezibel negativ auf die Gesundheit aus und kann dauerhaft krank machen.

Wie kann Lärm unsere Gesundheit gefährden?

Grundsätzlich müssen hier zwei Arten der gesundheitlichen Schädigung unterschieden werden. Zum einen beeinträchtigt Lärm unser Gehör selbst. Sowohl Tinnitus, als auch Schwerhörigkeit sind heutzutage Volkskrankheiten. Neben älteren Menschen besitzen auch junge ein zunehmend schlechteres Hörvermögen. Andere Folgen von Lärmschädigung sind z.B. Konzentrationsmangel, Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Lernbehinderungen bei Kindern, Schlafstörungen oder psychiatrische Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt. Für jeden Betroffenen wird der Alltag zur Herausforderung. Darüber hinaus haben lärmbedingte Erkrankungen auch Auswirkung auf die gesamte Gesellschaft.

Nach einer starken Lärmbelastung benötigt das Ohr 16 bis 18 Stunden, um sich zu erholen.

Wie können lärmbedingte Erkrankungen vermieden werden?

Zunächst ist es wichtig, die tägliche Lärmbelastung so gering wie möglich zu halten. Anders als die Augen, können wir unsere Ohren nicht ‚abschalten‘. Quellen für extremen Lärm, wie z.B. Diskotheken/Konzerte, Industriemaschinen, Musik über Kopfhörer sollten gemieden werden. Jeder Mensch sollte Strategien entwickeln mehr Stille in seinen und den Alltag anderer zu bringen. Diese können sein: wenn es vorgeschrieben oder angeraten wird Hörschutz zu tragen, Kinderspielzeug nach Lärmquellen zu überprüfen, laute Freizeitaktivitäten zu unterlassen, Lautstärke von Radio- und Fernsehgeräten überprüfen. Wichtig ist es ebenso dem Gehör Erholungspausen zu gönnen. Nach einer starken Lärmbelastung, beispielsweise einem Konzertbesuch, benötigt das Ohr 16 bis 18 Stunden, um sich von den Auswirkungen zu erholen. Werden diese Regenerationsphasen nicht gewährt, kann der Hörsinn dauerhaft geschädigt werden.

Unser Experte

Prof. Dr. med. Thomas Wilhelm
Facharzt für HNO-Heilkunde, Plastische Operationen, Spezielle HNO-Chirurgie; Fellow of the European Board of Otorhinolaryngology, Head & Neck Surgery (Europäischer Facharzt für HNO-Heilkunde)
Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde
Telefon 03433 21-1461
thomas.wilhelm@sana.de

Wie gestaltet sich die Behandlung lärmbedingter Erkrankungen?

Die direkten Auswirkungen des Lärms auf die Hörfähigkeit des Menschen können beispielsweise durch Hörgeräte oder bei an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit durch moderne Cochlea-Implantate vermindert werden. Eine dauerhafte Schädigung des Gehörs ist aber zumeist nicht wieder vollständig rückgängig zu machen. Erkrankungen die über den Hörsinn hinausgehen, können zwar durchaus behandelt werde. Jedoch darf dabei nicht der eigentliche Grund und die Auslöser der Beschwerden aus den Augen verloren werden. Wie bereits angesprochen, ist eine Vermeidung von Lärm unerlässliche Grundlage zum Schutz des Hörvermögens.

Höheres Demenzrisiko durch Schwerhörigkeit?

Schwerhörigkeit ist ein Thema, dass man selbst unbewusst weit von sich schiebt. Selten merkt man selbst, dass man den Fernseher lauter stellt, als nötig – und dass man einiges einfach überhört, was andere sagen. In der Podcast-Folge „Unser Gehör“ spricht Prof. Wilhelm über Schwerhörigkeit als Alterserscheinung. Unter anderem geht er der Frage nach, ob es einen einen Zusammenhang von Schwerhörigkeit und dem Risiko, an Demenz zu erkranken, gibt.

Stand: 26.04.2022

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